Karriere als Gerichtsvollzieher / Gerichtsvollzieher/in
Als Gerichtsvollzieher/in übernimmst du eine zentrale Rolle im Justizsystem. Du bist dafür verantwortlich, gerichtliche Entscheidungen in die Tat umzusetzen – sei es durch die Zustellung von Dokumenten, Pfändungen oder Wohnungsräumungen. Dieser Beruf erfordert ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit und Durchsetzungsvermögen, da du in vielen Fällen direkten Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern hast, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über die Aufgaben, das Auswahlverfahren, die Ausbildung, das Gehalt und die Karriereperspektiven als Gerichtsvollzieher/in.
Aufgaben als Gerichtsvollzieher
Als Gerichtsvollzieher/in arbeitest du eigenverantwortlich und hast eine Vielzahl an Aufgaben, die du im Außendienst oder im Büro erledigst.
Typische Aufgaben eines Gerichtsvollziehers:
Zustellung gerichtlicher Schriftstücke
- Du überreichst gerichtliche Dokumente persönlich und stellst so sicher, dass sie rechtsgültig zugestellt werden.
Durchsetzung von Geldforderungen
- Du führst Pfändungen durch – etwa von Wertgegenständen, Fahrzeugen oder Lohnanteilen.
Zwangsräumungen
- Du setzt gerichtliche Räumungsurteile um und leitest Wohnungsräumungen ein.
Abnahme von Vermögensauskünften
- Du forderst Schuldner auf, ihre finanzielle Situation offen zu legen.
Sicherstellung und Versteigerung
- Du organisierst Versteigerungen von gepfändetem Eigentum.
Beratung und Mediation
- Du stehst auch als Ansprechpartner für Schuldner und Gläubiger zur Verfügung und vermittelst gegebenenfalls.
Bewerbung und Auswahlverfahren für Gerichtsvollzieher
Der Einstieg in den Beruf als Gerichtsvollzieher/in erfolgt in der Regel über eine vorherige Laufbahn als Beamter im gehobenen Justizdienst, zum Beispiel als Rechtspfleger. In einigen Bundesländern ist auch eine direkte Bewerbung über ein spezielles Auswahlverfahren möglich.
Das Auswahlverfahren umfasst in der Regel folgende Elemente:
- Schriftlicher Einstellungstest: Hier werden deine Fähigkeiten in den Bereichen logisches Denken, Rechtsverständnis, Sprache und Zahlenverständnis geprüft.
- Postkorbübung: Dabei erhältst du eine Vielzahl von Aufgaben, Terminen und Informationen, die du innerhalb einer bestimmten Zeit priorisieren und organisieren musst. Diese Übung prüft dein Zeitmanagement, deine Entscheidungsfähigkeit und deine Stressresistenz.
- Vorstellungsgespräch: In einem strukturierten Interview wird deine Motivation, Persönlichkeit und fachliche Eignung überprüft.
- Assessment Center: In einigen Bundesländern wird zusätzlich ein Assessment Center mit Rollenspiel durchgeführt.
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Voraussetzungen und Ausbildung zum Gerichtsvollzieher
In der Regel setzt die Tätigkeit als Gerichtsvollzieher/in ein abgeschlossenes Studium als Rechtspfleger oder eine entsprechende Qualifikation im gehobenen Justizdienst voraus. Danach kannst du dich für den sogenannten „Gerichtsvollzieherbereitungsdienst“ bewerben.
Allgemeine Voraussetzungen für Gerichtsvollzieher
- Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedsstaates
- Abgeschlossenes Studium im gehobenen Justizdienst (meist Rechtspfleger)
- Körperliche und psychische Belastbarkeit
- Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit
- Kommunikationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen
Tipp: Informiere dich bei der zuständigen Justizverwaltung deines Bundeslandes über konkrete Zugangsvoraussetzungen und Bewerbungsfristen.
Dauer und Inhalte der Ausbildung zum Gerichtsvollzieher
Die Ausbildung (bzw. Fortbildung) zum/zur Gerichtsvollzieher/in dauert in der Regel 12 bis 18 Monate und findet an einer speziellen Gerichtsvollzieherschule sowie in der Praxis statt. Inhalte sind unter anderem:
- Vollstreckungsrecht
- Zwangsversteigerungsrecht
- Kostenrecht
- Kommunikation und Deeskalation
- Praxisphasen bei erfahrenen Gerichtsvollziehern
Aufstiegsmöglichkeiten und Gehalt
Als Gerichtsvollzieher/in wirst du je nach Bundesland in der Regel nach der Besoldungsgruppe A9 bis A11 vergütet. Zudem erhältst du Zulagen, z. B. eine Aufwandentschädigung oder eine Erschwerniszulage.
Beispielhafte Gehaltsstufen (brutto, abhängig vom Bundesland):
- Einstieg (A9): ca. 3.000–3.400 €
- Erfahrung (A10): ca. 3.500–3.900 €
- Spitze (A11): über 4.000 €
Zusätzlich hast du die Möglichkeit, bestimmte Vollstreckungsgebühren direkt abzurechnen, was zu weiteren Einkünften führen kann.
Karrierechancen
Als Gerichtsvollzieher/in bist du weitgehend eigenverantwortlich tätig. Es bestehen aber auch Entwicklungsmöglichkeiten:
- Spezialisierung auf bestimmte Vollstreckungsbereiche
- Fortbildung in Mediation oder Konfliktmanagement
- Wechsel in Führungs- oder Lehrfunktionen bei Gerichtsvollzieherschulen
Mit entsprechender Erfahrung und Qualifikation sind zudem höhere Besoldungsgruppen möglich.
Fazit
Der Beruf des Gerichtsvollziehers ist abwechslungsreich, anspruchsvoll und bietet ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Du arbeitest selbstständig, hast direkten Bürgerkontakt und trägst zur Durchsetzung des Rechts bei. Wer Belastbarkeit, Organisationstalent und soziale Kompetenz mitbringt, findet hier eine spannende und gut bezahlte Laufbahn im öffentlichen Dienst.